METHODISCHER PROZESS
Das Projekt praktiziert auf Grundlage der langjährig entwickelten Methodologie des Forschungsinstituts IXDM eine Einheit von Theorie und Praxis und die enge Zusammenarbeit der beteiligten Disziplinen. Ein offenes Feldlabor dient jeweils sowohl der intensiven gemeinsamen Forschung aller Beteiligten als auch der öffentlichen Kommunikation. Partizipative Formate beziehen lokale Tiere, Menschen und Pflanzen ein, u.a. mittels experimenteller Ansätze der Co-Creation und der Animal/Plant Computer Interaction. In Workshops werden Konzepte, Modelle, Demos und Beiträge der Projektpartner*innen und externer Expert*innen diskutiert sowie der Forschungsprozess koordiniert und reflektiert. Aus der Integration medienökologischer Perspektiven und Theorien wird ein heuristisches Modell des Zusammenwirkens der ökologischen Akteure um die Leitbegriffe4 ‘Ontodiversität’, ‘Interspezies-Plattformen’ und ‘Medien der Konvivialität’ gebildet, das die qualitativen und quantitativen disziplinären Methoden vermittelt. Die Fallstudien durchlaufen einen einheitlichen methodischen Prozess:
VIER PHASEN DER FELDFORSCHUNG
P1 Analyse des Ist-Zustands: ‘Medienökologische Feldforschung’ kombiniert kulturwissenschaftliche, biologische und gestalterische Methoden, die jeweils gemäss disziplinärer Standards eingesetzt werden. Entlang festgelegter Kategorien wie Verhaltensweisen, Bedarfe und Leistungen werden die Akteure des Gebiets und ihr Relationsgefüge bestimmt. Eine Problemfeldanalyse verdeutlicht Konflikte und Potenziale und spezifiziert den Untersuchungsfokus.
P2 Designinterventionen: Anhand des Gestaltungsmodells ‘Response-able Environment’ und des IoT-Toolkits werden Prototypen adaptiver Infrastrukturen mit multifunktionalem Mobiliar und multimedialen Darstellungsformaten entwickelt und im Untersuchungsgebiet erprobt.
P3 Evaluation: Durch auf die Interventionen fokussierte medienökologische Feldforschung werden deren Auswirkungen evaluiert. Zusätzlich werden je nach Fallstudie ausgewählte menschliche Nutzer*innen des Gebiets zu Nutzung und Wirkung der Interventionen befragt (Demo der Prototypen, quantitativer Fragebogen mit Mehrfachauswahl und semantischem Differenzial, Leitfaden-Interview).
P4 Synthese: ‘Multimodale dichte Beschreibungen’ leisten die Interpretation von Feldforschung anstelle einer abstrahierenden Universaltheorie in einem Mosaik von Aufsätzen, interaktiven Karten, Daten-Visualisierungen oder -Sonifikationen. Dadurch werden qualitative und quantitative Darstellungen sowohl gleichwertig nebeneinander gestellt als auch deutend zusammengeführt. Die medienökologische Heuristik inklusive der Analysekategorien aus P1 erlaubt Querbezüge herzustellen, vergleichende Aussagen zu treffen und qualifizierte Schlussfolgerungen zu ziehen. Dies wird auch durch die einheitlichen Datensätze der quantitativen Methoden (biologische Erhebungen, Sensormessungen und Auswertungen des Toolkits, Fragebögen) und Standardfragen in den Interviews gewährleistet.
RÜCKSCHLÜSSE
Auf dieser Grundlage werden Rückschlüsse für die medienökologische Theorie, die interdisziplinäre Methodologie sowie die Entwicklung von exemplarischen Entwürfen, Richtlinien, Massnahmenpaketen und Gestaltungsprinzipien gezogen. Diese sind empirisch getestete oder abgeleitete Grundregeln, -muster und Verfahren, die das Gestaltungsmodell ‘Response-able Environment’ in seinen diversen Dimensionen (konzeptionell, logistisch, ästhetisch, materiell, technologisch, biologisch, epistemisch oder sozial) spezifizieren. Sie integrieren und verkoppeln inhaltlich-gestalterische Aspekte (z.B. Szenarienentwicklung, Data-Mapping-Design, Sensor-Aktor-Komposition, Audiovisualisierung, Kontaktzonendesign, Gamification) mit Aspekten der technologischen Implementierung des IoT-Toolkits (Machbarkeit, Datenauswertung, Ökosystemleistung) und der ökologisch-kulturellen Integration und Wirksamkeit (z.B. Akzeptanz, Nachhaltigkeit, Anschlussfähigkeit, Attraktivität, Usability, Vermittlungsgehalt/Informationstiefe) unter dem Leitprinzip der Priorisierung der Biodiversität.
INTERDISZIPLINÄRES TEAM & ZUSAMMENARBEIT
Jan Torpus: Design- und Kunstforschung (Projektentwicklung, Projektleitung)
Prof. Thomas Amberg: Informatik, „Maker“, IoT
Felix Gerloff: Kultur- und Medienwissenschaften (Projektentwicklung)
Dr. Daniel Küry: Biologie, Ökologie, Firma lifescience.ch
Prof. Dr. Christoph Küffer: Siedlungsökologie, Freiraumplanung, Environmental Humanities
Rebecca Geyer: Geografie, Prozessgestaltung (Wiss. Assistenz)
Cedric Spindler: Informatik, Audiovision, Datenanalyse
Timeo Wullschleger: Informatik, Datenanalyse, Automation
Andri Wild: Informatik, DataViz
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Christiane Heibach, Prof. Dr. Claudia Mareis, Prof. Dr. Birgit Schneider, Dr. Eva Spehn, Prof. Dr. Evi Zemanek.