VERMITTLUNGSMEDIEN

Im Rahmen des Forschungsprojekts Mitwelten haben wir eine Reihe von Medienformaten zur Vermittlung von Forschungsergebnissen entwickelt. Es ging darum, die breite Öffentlichkeit für lokale Ökosysteme und ihre unspektakulären, aber ökologisch signifikanten, nicht-menschlichen Bewohner zu sensibilisieren. Aus technologischer Sicht war ausschlaggebend, dass die Vermittlungsansätze so weit wie möglich auf den Datensätzen und Erkenntnissen des Projekts basieren und einen direkten Zugriff auf die Forschungsdatenbank haben. In diesem Sinne sind die Medienanwendungen Ausgabekanäle des IoT Toolkits und sollen generisch für andere Standorte und Forschungsprojekte einsetzbar sein. Wir entwickelten und untersuchten die folgenden vier verschiedenen Medienanwendungen:

  • Discover: eine atlasartige, kartenbasierte Informationsdarstellung mit Selektions- und Filterfunktionen
  • WildCam TV: ein filmischer Bildsequenzer
  • WalkApp: eine GPS-basierte, kontextabhängige Web-App
  • Panorama: ein interaktiver, bildbasierter 3D-Ansatz

DISCOVER

Wie können Forschungsergebnisse online für die Öffentlichkeit leicht verständlich zugänglich gemacht werden?

Situation und ökologische Herausforderung

Während des Projekts wurde eine beträchtliche Menge an Daten gesammelt und mithilfe der Software Explore analysiert, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Ziel war es jedoch auch, die untersuchten Daten und Erkenntnisse für die Öffentlichkeit aufzubereiten und online zugänglich zu machen.

Medienökologischer Ansatz

Wir haben uns als Einstieg für einen kartenbasierten Ansatz entschieden, bei dem die Datensätze und Ergebnisse als grafische Visualisierungen im geografischen Kontext abgerufen werden können. Im Forschungsprojekt wurden quantitative Messungen und qualitative Erhebungen wie Interviews und Fragebögen durchgeführt, deren Ergebnisse hier gemeinsam präsentiert werden. Die verschiedenen gesammelten Medientypen wie Texte, Bilder, Ton- oder Videoaufnahmen sorgen für ein reichhaltiges Multimedia-Erlebnis. Die grafische Benutzeroberfläche von Discover ermöglicht es der Öffentlichkeit, die gesammelten Forschungsdaten anhand verschiedener Auswahlkriterien zu erkunden. Die implementierten Funktionen sind kulturell etablierte Mittel wie Karten zur Lokalisierung, Kalenderansichten zur Auswahl des Zeitraums oder Kontrollkästchen zur Auswahl von Themen. Dieser klassische Ansatz diente als Grundlage für den Vergleich des Potenzials künstlerischer und abstrakterer Formen der Informationsvermittlung.

Eine ausführlichere Beschreibung des Mediums und der gewonnenen Erkenntnisse sind in der Publikation ‘Mitwelten. Medienökologische Gestaltungsstrategien zur Verbesserung der Biodiversität in Stadtrandgebieten’ zu finden. (Erscheint in Kürze!)

Screenshot der ‘Discover’ Applikation: Datenvisualisierung der festgestellten Vogelarten an einem ausgesuchten Ort.

Screenshot der ‘Discover’ Applikation: Datenvisualisierung der festgestellten Vogelarten an einem ausgesuchten Ort.

Screenshot der ‘Discover’ Applikation: Darstellung von Fotos, die mit einer ausgewählten Kamerafalle der Reinacher Heide gemacht wurden.

Screenshot der ‘Discover’ Applikation: Darstellung von Fotos, die mit einer ausgewählten Kamerafalle der Reinacher Heide gemacht wurden.

WILD CAM TV

Wie können wissenschaftliche Bildsequenzen von lokalen Wildtierkameras genutzt werden, um Menschen für andere parallele Lebensformen zu sensibilisieren?


Situation und ökologische Herausforderung

Menschen sind sich oft nicht bewusst, dass parallel zu ihrer eigenen Welt noch andere Welten existieren. Dies liegt hauptsächlich an der täglichen Routine, der mangelnden Aufmerksamkeit und dem fehlenden Verständnis für das Verhalten der nichtmenschlichen Mitbewohner sowie der menschlichen Tagaktivität und eingeschränkten Nachtsicht. Auch biologische Prozesse wie das Pflanzenwachstum können nicht wahrgenommen werden, da sie für unsere Sinne zu langsam vor sich gehen. Das Ziel von WildCam TV war es, ein Medienformat mit ungewöhnlichen Perspektiven und Zeitintervallen zu entwickeln, das es den Menschen ermöglicht, diese verborgenen Tierwelten und Naturphänomene in einem lokalen Kontext zu erleben.

Medienökologischer Ansatz

Wildkameras werden von Biologen eingesetzt, um Bilder von Wildtieren zu machen, die vorhandenen Arten eines Lebensraums und ihr Verhalten zu identifizieren und daraus Schutzmassnahmen abzuleiten. Für WildCam TV verwendeten wir Aufnahmen, die im Rahmen der Ökosystemstudien des Mitwelten-Projekts gemacht wurden, als Filmmaterial: Bilder von Tieren, die an versteckten Orten aufgenommen wurden, sowie Bilder von Pflanzen, die für die Studie Pollinator Diversity aufgenommen wurden. Der interdisziplinäre Ansatz des Projekts ermöglichte es, diese Bilder, die in der Datenbank gespeichert wurden, technisch zusammenzustellen und als interaktive, ästhetisch ansprechende grafische Benutzeroberfläche zu präsentieren. Die Daumenkino-ähnlichen Standbildsequenzen basieren auf parametrischen Auswahlkriterien wie Kamera, Zeitraum, Tag- oder Nachtzeit, Intervall und Bildrate und werden nahezu in Echtzeit abgespielt.

Eine ausführlichere Beschreibung des Mediums und der gewonnenen Erkenntnisse sind in der Publikation ‘Mitwelten. Medienökologische Gestaltungsstrategien zur Verbesserung der Biodiversität in Stadtrandgebieten’ zu finden. (Erscheint in Kürze!)

Ausstellung der Installation im Civic-Ausstellungsraum der HGK, untersucht von zwei Besucherinnen.

Ausstellung der Installation im Civic-Ausstellungsraum der HGK, untersucht von zwei Besucherinnen.

Interface zur Wahl von Bildserien der unterschiedlichen Fotofallen, mit parametrischen Einstellungen für die Form der Bildwiedergabe.

Interface zur Wahl von Bildserien der unterschiedlichen Fotofallen, mit parametrischen Einstellungen für die Form der Bildwiedergabe.

WALK APP

Wie muss eine standortbezogene App gestaltet sein, damit lokale Informationen zu Naturereignissen erlebbar werden und die Nutzer zur Partizipation ermutigen?

Situation und ökologische Herausforderung

Menschen besuchen stadtnahe Erholungsgebiete und Naturschutzgebiete aus verschiedenen Gründen: zum Entspannen, für Naturbeobachtungen, zum Spazierengehen oder Gassi gehen, um Sport zu treiben, Freunde zu treffen und vieles mehr. Sie sind oft nicht ausreichend über die verschiedenen Lebensraumtypen und ihre Bewohner informiert und wissen auch nicht, wie viel Arbeit in die Pflege solcher Gebiete investiert wird. Mit der WalkApp haben wir versucht, die Besucher vor Ort zu informieren und sie durch kontextbezogene Inhalte besser einzubeziehen.

Medienökologischer Ansatz

Ein zentrales Merkmal der WalkApp ist, dass die Mitwelten-Datensätze des Natur- und Erholungsgebietes Reinacher Heide im lokalen Outdoor-Kontext präsentiert werden. Bilder, Texte, Infografiken oder Tondokumente werden standortsensitiv und damit kontextbewusst über ein mobiles Gerät angeboten. Ein merdial erweiterte Spaziergang soll sich so anfühlen, als wäre man mit einer/m befreundeten Biolog*in unterwegs, die/er gelegentlich auf interessante biologische Phänomene oder gesellschaftspolitische Konflikte hinweist. Die Augen sollten dabei nicht ständig auf das Mobilgerät gerichtet sein, damit die umgebende Natur genügend Aufmerksamkeit erhält. Nur wenn sich die Benutzer*innen einem Hotspot nähern, werden sie durch einen Signalton auf ein möglicherweise interessantes Thema aufmerksam gemacht. Die App lädt die Besucher*innen der Reinacher Heide auch dazu ein, Fotos ihrer Beobachtungen über die Meldeplattform WildeNachbarn hochzuladen. WalkApp-Nutzer können aus drei verschiedenen Erlebnismodi wählen: „Lebewesen und Habitate“ informiert mit Texten und Bildern über die umgebende Natur, „Standpunkte“ bietet Audio-Dokumente von Experteninterviews an und „Beiträge der Community“ zeigt hochgeladene Besucherfotos. Audio-Dokumente von Experteninterviews an und „Beiträge der Community“ zeigt hochgeladene Besucherfotos.

Eine ausführlichere Beschreibung des Mediums und der gewonnenen Erkenntnisse sind in der Publikation ‘Mitwelten. Medienökologische Gestaltungsstrategien zur Verbesserung der Biodiversität in Stadtrandgebieten’ zu finden. (Erscheint in Kürze!)

Foto von einem Spaziergang mit der WalkApp auf dem Mobiltelefon, auf der Brücke des Dorfbaches in der Reinacher Heide.

Foto von einem Spaziergang mit der WalkApp auf dem Mobiltelefon, auf der Brücke des Dorfbaches in der Reinacher Heide.

Vier Screenshots von unterschiedlichen Interfaces und ‘Erlebnismodi’ (von links nach rechts): Informationen zu vorkommenden Orichideen, Audioausschnitte von Experteninterviews, Foto-Beiträge von Besucher*innen, Datenvisualisierung festgestellter Insekten.

Vier Screenshots von unterschiedlichen Interfaces und ‘Erlebnismodi’ (von links nach rechts): Informationen zu vorkommenden Orichideen, Audioausschnitte von Experteninterviews, Foto-Beiträge von Besucher*innen, Datenvisualisierung festgestellter Insekten.

PANORAMA

Welches Potenzial haben interaktive 3D-Bilder, um Menschen dabei zu helfen, sich in die Lage nichtmenschlicher Akteure zu versetzen, und als Publikationsformat?

Situation und ökologische Herausforderung

Menschen fällt es schwer, sich in Tiere und Pflanzen hineinzuversetzen, insbesondere ohne ihre Perspektiven zu vermenschlichen. Wir haben daher ein Medium erforscht, das es ermöglicht, die Perspektiven, Bedürfnisse und Leistungen nichtmenschlicher Akteure in einem Ökosystem greifbarer zu machen. Mit Hilfe interaktiver 3D-Fotografien können immersive virtuelle Räume erschlossen und verschiedene Perspektiven miteinander verbunden werden.

Medienökologischer Ansatz

Panorama ist eine Übung, die auf der geografisch verorteten Präsentation von Beziehungen zwischen verschiedenen Aktanten eines Ökosystems basiert. Um ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Leistungen von Menschen, Tieren, Pflanzen und Dingen zu erhalten, haben wir einige Schlüsselaktanten ausgewählt und ihre Situationen und Zusammenhänge analysiert: z. B. eine Gärtnerin, eine Eidechse, eine Weide, einen Mülleimer oder einen Umgebungssensor. Aus der Perspektive dieser Aktanten wurden 3D-Bilder aufgenommen und die Beziehungen zu den anderen Akteuren wurden durch interaktive Links zugänglich gemacht, die zu deren 3D-Bildräumen führen. Der spielerische Ansatz wird genutzt, um eine ganzheitliche ökologische Perspektive zu eröffnen und die Menschen für die Aktanten der unterschiedlichen Lebensräume zu sensibilisieren und Empathie zu fördern. Das Medium ermöglicht die Einbettung multimedialer Inhalte wie Texte, Fotos, Zeichnungen, Tondokumente oder Videos. Auch empirisch erhobene und aufbereitete Datensätze können im räumlichen Kontext abgerufen und in Form von PDFs dargestellt werden.

Eine ausführlichere Beschreibung des Mediums und der gewonnenen Erkenntnisse sind in der Publikation ‘Mitwelten. Medienökologische Gestaltungsstrategien zur Verbesserung der Biodiversität in Stadtrandgebieten’ zu finden. (Erscheint in Kürze!)

Screenshot der ‘Panorama’ Applikation am Standort ‘Weide’ in den Merian Gärten, mit interaktiven Schaltflächen und Kartennavigation, zum Abrufen von Informationen und Messdaten.

Screenshot der ‘Panorama’ Applikation am Standort ‘Weide’ in den Merian Gärten, mit interaktiven Schaltflächen und Kartennavigation, zum Abrufen von Informationen und Messdaten.

Screenshot der ‘Panorama’ Applikation am Standort ‘Bauerngarten’ in den Merian Gärten, mitten im Fenchelbeet, mit interaktiven Schaltflächen zum Abrufen von Informationen und Messdaten.

Screenshot der ‘Panorama’ Applikation am Standort ‘Bauerngarten’ in den Merian Gärten, mitten im Fenchelbeet, mit interaktiven Schaltflächen zum Abrufen von Informationen und Messdaten.